Depressionen – ein Überblick zum Störungsbild
Unter den affektiven Störungen werden in der klinischen Psychologie verschiedene Störungsbilder kategorisch zusammengefasst, die sich durch eine klinische Veränderung der Stimmungslage auszeichnen und sich untereinander vor allem durch Dauer, Häufigkeit, Intensität und Begleitsymptomatik unterscheiden. Zu dieser Kategorie zählen auch Depressionen bzw. ihre verschiedenen Subtypen. Depressive Störungen gehören zu den mit am häufigsten auftretenden psychischen Erkrankungen in der Bevölkerung, laut der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland beträgt die Lebenszeitprävalenz für depressive Störungen rund 11% – d.h. rund 11% der Bevölkerung wird vermutlich im Laufe ihres Lebens mindestens einmalig an einer depressiven Störung erkranken. Das geläufigste Störungsbild aus dieser Kategorie ist die depressive Episode (engl. major Depression), welches oftmals auch synonym als „Depression“ bezeichnet wird.
Neben der depressiven Episode beinhaltet die Kategorie der affektiven Störungen in Zusammenhang mit depressiver Symptomatik weitere Störungsbilder wie z.B. die Dysthymia, eine langanhaltende depressive Erkrankung mit im Vergleich zur depressiven Episode abgeschwächter Symptomatik oder die bipolare Störung, innerhalb derer depressive und manische Phasen im Wechsel auftreten können. Allen diesen Störungsbildern gemein ist, dass diese sich im Erleben und Verhalten erheblich von einer alltäglichen Verstimmung, einer kurzfristigen Belastungsreaktion oder einer Trauerreaktion unterscheiden.
Psychische und körperliche Symptomatik
Im Vordergrund einer depressiven Erkrankung stehen vor allem Beeinträchtigung der Stimmung, der Grundgefühle (z.B. Angst, Trauer, Ärger, Scham oder Schuld), des Antriebs und des Denkens – also die täglichen Inhalte, über die und die Art und Weise, wie wir uns darüber Gedanken machen. Betroffene Menschen fühlen sich oft vermeintlich grundlos traurig, ängstlich und niedergeschlagen. Es fällt ihnen schwer, sich für angenehme Beschäftigungsmöglichkeiten zu begeistern – selbst solche, die ihnen üblicherweise Freude bereiten – und sie denken immer und immer wieder über ihre eigene Lebenssituation oder ihr Verhalten nach, ohne sich dabei aus eigener Kraft aus diesem Gedankenkarussel lösen zu können. Oft kündigt sich eine depressive Erkrankung bereits Monate im Voraus durch eine Veränderung der Schlafqualität bzw. durch Ein- und Durchschlafprobleme an, die sich während einer depressiven Erkrankung noch weiter verschärfen können. Dadurch empfinden sich Betroffene seelisch und körperlich erschöpft und im Alltag und Beruf wenig belastbar und konzentriert. Sie machen sich wiederholt Sorgen um ihre private bzw. berufliche Zukunft und ihre Gesundheit, verlieren ihre Lebensfreude und empfinden sich dabei nicht selten als Versager. Bedingt durch diese Scham versuchen Betroffene oft, nach Außen hin das Bild des „funktionierenden Mitmenschen“ so lange wie möglich aufrechtzuerhalten, um im Beruf und Privatleben keiner negativen Bewertung ausgesetzt zu sein. Außerhalb der täglichen Verpflichtungen reduzieren sie jedoch nicht selten ihre sozialen Aktivitäten auf ein Minimum oder begeben sich in eine selbstgewählte Isolation. Oft verhindert vor allem auch ein Schamgefühl, dass sich betroffene Menschen früh- bzw. rechtzeitig in eine ärztliche oder psychologische Behandlung begeben.
Zudem können je nach Schweregrad der Erkrankung weitere Symptome wie Appetitlosigkeit, Entscheidungsprobleme, selbstgewählte Isolation und im schlimmsten Fall auch Suizidgedanken auftreten. Bei einer schweren Depression können daher – ergänzend zu Psychotherapie – auch Medikamente, sogenannte Antidepressiva zum Einsatz kommen, um den Patienten zu stabilisieren, ihn wieder für die wichtigsten Aufgaben im Alltag zu befähigen und die schwerwiegenden Symptome der Depression (vor allem Suizidgedanken und -absichten) medikamentös zu bekämpfen. Auch körperliche Begleiterscheinungen wie Schmerzen, Herzrasen, Schwitzen, Nervosität oder innere Unruhe treten häufig in Zusammenhang mit einer Depression auf.
Tritt die depressive Symptomatik erstmalig auf und besteht dabei mindestens 14 Tage fortwährend, so spricht man von der „depressiven Episode.“ Eine Differenzierung kann hinsichtlich des Schweregrades der Symptomatik bzw. der beobachtbaren Funktionseinschränkungen bei der betroffenen Person durch die Einteilung in „leicht„, „mittelgradig“ oder „schwer“ vorgenommen werden. Ist bereits schon früher im Leben einer Person eine depressive Episode aufgetreten, so wird eine erneute Episode als „rezidivierende depressive Störung“ – also wiederkehrende Störung bezeichnet. Besteht die depressive Störung über mehr als zwei Jahre hinweg, so wird sie allgemein als „chronisch“ aufgefasst. Wird die Erkrankung letztlich überwunden, so leben betroffene Menschen nicht selten mit der Ungewissheit weiter, gegebenenfalls erneut an einer depressiven Störung zu erkranken.
Auslöser, Aufrechterhaltung und Auswirkungen
Die Auslöser einer depressiven Erkrankung können sehr unterschiedlich sein und es gibt viele spezifische medizinische, psychologische und biosoziale Theorien zur Entstehung und Aufrechterhaltung der Depression – je nach individueller Lebenssituation. So geht beispielsweise das Diathese-Stress-Modell bei der Entstehung einer depressiven Störung von einer Kombination aus erblicher Veranlagung und akuter Krise bzw. belastenden Lebensereignissen aus, ein mehrfaktorielles Modell. Solche belastenden Lebensereignisse oder Krisen können zum Beispiel Trennungen und Verlust, familiäre und partnerschaftliche Konflikte, Mobbing, berufliche Überforderung oder Arbeitsplatzverlust, Überbelastung, Stress oder übermäßige Verantwortungsübernahme, Sucht sowie Krankheit oder Folgen des Älterwerdens sein. Während einige dieser Faktoren sich schlagartig auf unsere Lebenssituation und damit auch auf unsere Psyche auswirken können, kann es bei anderen viele Jahre dauern, bis die betroffene Person als Folge eine depressive Störung entwickelt. Neben diesen erblichen und psychologischen Faktoren werden auch körperliche Veränderungen (z.B. Stoffwechselveränderungen des Gehirns) bei der Entstehung und Aufrechterhaltung eine wichtige Rolle zugeschrieben.
Als aufrechterhaltende Bedingungen werden vor allem die Folgen der Erkrankung selbst angesehen, denn betroffene Menschen sind im Alltag in fast allen Lebensbereichen durch die Störung beeinträchtigt. Insbesondere der Aktivitäten- und Interessenverlust im Alltag und sozialen Umfeld, die anhaltend hohe Grundanspannung bedingt durch gedankliche Beschäftigung und Gedankenkreisen auf der einen und Ruhelosigkeit bzw. verminderte Schlafqualität auf der anderen Seite sowie zunehmend pessimistische Einstellungen und Überzeugungen der Betroffenen sich selbst und der Umwelt gegenüber erschweren es ihnen maßgeblich, die Störung aus eigener Kraft wieder überwinden zu können.
Die Auswirkungen einer depressiven Erkrankung können für betroffene Personen erheblich sein – durch Aufgabe von Interessen, sozialen Kontakten und den Verlust der Lebensfreude ziehen diese sich sozial zurück, verfallen ins Gedankenkreisen oder nehmen nicht mehr aktiv am Leben teil. So ergeben sich dadurch im Alltag immer weniger Möglichkeiten, aus eigener Kraft aus diesem Teufelskreis auszubrechen und die Störung wird dadurch weiter aufrechtgehalten. Zudem werden Familienmitglieder oder andere Bezugspersonen bei der Unterstützung oft sehr gefordert, empfinden sich hilflos oder stoßen dadurch selbst an eigene Belastungsgrenzen. Sind erkrankte Menschen äußerst verzweifelt und treten bei Ihnen dadurch vermehrt Suizidgedanken und vor allem Suizidabsichten auf, so bleibt Angehörigen und Behandlern oft keine andere Wahl, als die Betroffenen zum Schutz vor Selbst- und Fremdgefährdung kurzfristig stationär aufnehmen zu lassen und so dauerhaft zu überwachen, bis die Gefährdung wieder sichtbar nachgelassen hat.
Ein Sonderfall stellt die manische Episode dar – sie tritt im Rahmen der eher selten auftretenden bipolaren Störung oft im Wechsel mit depressiven Phasen auf. Die Manie ist durch übersteigerte körperliche und geistige Aktivität, Ruhelosigkeit und übermäßige Euphorie gekennzeichnet und stellt vermutlich eine Fehlregulierung des Transmitterhaushalts dar, die die depressive Symptomatik in ihr empfundenes Gegenteil umkehrt. Betroffene sind in dieser Phase äußerst risikobereit, wenig krankheitseinsichtig und enthemmt und können sich dadurch selbst in finanzielle, zwischenmenschliche und existentielle Schwierigkeiten bringen, so dass in der manischen Phase ebenfalls ein stationärer Aufenthalt oder eine begleitende medikamentöse Therapie notwendig werden kann.
Diplom-Psychologe Andreas Behnke
Psychologischer Psychotherapeut (VT) aus Bad Soden am Taunus
Diagnostik & Psychotherapie von Depressionen
Leiden Sie unter Depressionen bzw. besteht bei Ihnen der Verdacht auf eine affektive Störung, so können Sie gerne zur Abklärung einen Termin für ein Erstgespräch bzw. eine Sprechstunde in meiner Praxis vereinbaren. Anhand klinischer Diagnostik und einem persönlichen Kennenlerngespräch kann ich prüfen, ob und an welcher Form einer depressiven Störung Sie erkrankt sind, dann bei Bedarf eine entsprechende Diagnose stellen und mit Ihnen zusammen geeignete Therapiemaßnahmen planen.
Hinweis: Frei verfügbare Selbst- bzw. Schnelldiagnosetests aus Zeitschriften, Magazinen oder dem Internet sind häufig sehr allgemein gefasst und berücksichtigen daher oft nicht alle Symptome oder Ihre individuellen Lebensumstände.
Ich behandle bereits seit mehreren Jahren Patienten mit affektiven Störungen. Als Psychotherapeut mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie arbeite ich in meiner Praxis vor allem symptomorientiert und setze im meiner Behandlung direkt an der Veränderung des Problemverhaltens an. Ich unterstütze Sie dabei, sich wieder auf die angenehmen Aspekte des Lebens zu konzentrieren, identifiziere wiederkehrende und ungünstige Gedanken bzw. innere Dialoge und erarbeite mit Ihnen alternative Betrachtungsweisen. In der Behandlung fördere ich Problemlöseprozesse, um mögliche ungünstige Lebensumstände des Klienten zu verändern. Ich helfe Ihnen dabei, wieder selbstfürsorglich mit sich und Ihren Kräften umzugehen und die eigenen Fähigkeiten und Stärken zu erkennen und wertzuschätzen. Durch meine Weiterbildung „Therapie der chronischen Depression“ (CBASP) kann ich auch Patienten, die unter chronischen Depressionen leiden, helfen, durch kleine Schritte und gezielte Interventionen wieder aktiv am Leben teilzunehmen.
Weiterführende Informationen zur depressiven Erkrankung:
CBASP: Therapie der chronischen depressiven Störung
Hilfe und Informationen zum Umgang mit der Erkrankung – auch für Angehörige
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Über die Praxis
Praxis für Psychotherapie, Diplom-Psychologe Andreas Behnke, Psychologischer Psychotherapeut.
Kognitive Verhaltenstherapie (Einzel) für Erwachsene, Termine nach Vereinbarung. Coaching sowie Paarberatung auf Anfrage.
Lage & Telefonische Erreichbarkeit
Meine Praxis befindet sich in zentraler Lage von Bad Soden am Taunus. Die telefonischen Sprechzeiten meiner Praxis sind:
– Montags von 16 – 18 Uhr sowie
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